Kunst und Architektur 

Die altägyptische Kunst hat 3000 Jahre lang viele schöne Werke hervorgebracht. Viele dieser Werke haben sich bis heute erhalten und sind in Museen in aller Welt zu bewundern. Am bekanntesten sind wohl die herrlichen Malereien an den Tempeln und Pharaonengräberm. Ich möchte euch hier einen Überblick über die Stilmerkmale, Arten und die Bedeutung der Kunst geben.

Stilmerkmale

In ägyptischen Gemälden und Reliefs gibt es keine Perspektive, der dreidimensionale Raum fehlt. Die Linie ist bestimmend, es wurde die Darstellung im Profil bevorzugt. Oft wurden 2 Profile kombiniert: Auge, Brust und Hände von vorne, der Kopf, Rumpf und Beine seitlich. Auch die Farbe hatte eine bestimmte Bedeutung. Rot für männliche Körper, gelb für weibliche. Der Totengott Osiris ist schwarz oder grün. Die unterschiedliche Größe der Personen signalisiert ihre unterschiedliche Bedeutung, z. B. ist der Pharao größer als der Beamte, der Grabherr größer als seinen Diener.

Ein Liniensystem unterteilte die zu schmückende Wand, es entstanden begrenzte Flächen zum Ausfüllen mit verschiedenen Szenen. Innerhalb dieser "Register" kann man Handlungsabläufe ähnlich wie Comicstrips neben- und untereinander darstellen. Ein Netz von (später unsichtbar gemachten) Hilfslinien sorgte für maßstabgerechte Proportionen der Personen und Objekte. Mit den Linien untereilte man die Register in gleich große Quadrate. In diese wurden nach festgelegten Regeln die Figuren eingesetzt, z. B. zählte ein Mensch stehend von Standlinie bis zum Haaransatz immer 18, ein sitzender 14 Quadrate. Dieser "Proportionskanon" ermöglichte es, durch vierteln der halbieren kleinere, aber immer wohlproportionierte Figuren zu schaffen. Diese Technik kam nan noch heute auf unfertigen Wandbildern in manchen Gräbern sehen. Nach diesem System wurden auch die Statuen geschaffen: dies Liniennetz des Proportionskanons wurde auf alle vier Seiten des Steinblocks aufgezeichnet und im Laufe der Arbeit immer wieder erneuert. Eine weitere beeindruckende Erfindung ist der "Würfelhocker". Das ist eine Kleine Statue eines Schreibers oder eines Beamtem der, in seinen Mantel gehüllt, wie ein Block kauert, wobei nur der Kopf herausragt. Ein unbewegliches, geballtes Kraft- und Machtpaket.

Künstler im modernen Sinn gab es in Ägypten nicht. Die Handwerker bzw. Künstler wurden nach ihrer Fähigkeit gemessen, Bildprogramme nach heiligen Musterbüchern zu repräsentieren. Kunst wurde in Teamarbeit geschaffen und nicht signiert.

Die gleichen Normen, die für die Abstraktion und Klarheit sorgten, die heute als modern gelten, bestimmten 3000 Jahre lang die ägyptische Kunst. Nur wenn in den unruhigen Zwischenzeiten des Reiches Chaos ausbrach und die Staatsordnung zusammenbrach, gingen die Rasterstruktur und Proportionskanon verloren. Dadurch wurden die Darstellungen ungelenk und verloren ihre Harmonie und Ordnung.

 

Relief

 

Die Ägypter verwendeten die Relieftechnik reichlich, von der prädynastischen Zeit bis zum Ende ihrer Geschichte. Sie schufen einmal erhabene Reliefs, bei denen sich die Figuren vom Hintergrund plastisch abhoben und sie schufen außerdem vertiefte Reliefs, bei denen die Figuren in das Material eingeritzt wurden.

Es fanden ganz verschiedene Materialien Verwendung, angefangen von Elfenbein, Knochen und Holz über Kupfer und Bronze bis hin zum Stein. Auch die Größe des Reliefs variierte sehr stark. Man bedeckte Tempelmauern mit riesigen Reliefs, Paletten mit kleinen und fein gearbeiteten.

Benutzt wurde die Relieftechnik für Verzierungen von Gräbern, Stelen, Möbeln und sogar Skarabäen. Die Reliefs wurden zudem bemalt und für sie galt der gleiche Kanon wie für die Malerei.

 

 

 

 

Plastik

 

Die große Spannweite der ägyptischen Plastik reicht von Tierfiguren, Modellen und den Uschebtis, bis hin zur Sphinx und den Kolossalstatuen. Ebenso verschiedenartig sind die Materialien: Holz, Ton, verschiedene Steine, Bronze, Gold, um nur einige zu nennen.

Die Thinitenzeit hat viele Tierfiguren und kleine Statuetten, auch die Großplastik tritt bereits auf, für die schon die klassischen Grundregeln gelten. Allgemein ist die ägyptische Plastik eine Gebrauchskunst von religiösem und sepulkralem Charakter. In Gräbern wurden Grabstatuen des Toten aufgestellt, an der wie an Götterstatuen und Mumien das Ritual der Mundöffnung vollzogen wurde, um ihr Leben einzuhauchen. Daneben wurden noch viele andere Wesen, die dem Toten im Jenseits dienen sollten, geschaffen. Im Allerheiligsten der Tempel standen Götterstatuen, öffentlich zugängliche Höfe hatten Statuen von Königen und anderer wichtiger Persönlichkeiten.

Die Plastik musste das Leben aus magischen Gründen imitieren, deshalb zeichnete sich die Plastik in ihrer Blütezeit durch ihren Realismus aus. Seit dem Alten Reich waren die Haltungen der Personen festgelegt. Der Verstorbene stand aufrecht, mit ausschreitendem Schritt, das linke Bein vorangestellt oder sitzend mit geschlossenen Beinen und den Händen auf den Schenkeln, sowie im Schneidersitz, der klassischen Haltung des Schreibers. Er konnte auch mit seiner Ehefrau sitzend oder stehend dargestellt werden oder als Familiengruppe wobei die Kinder deutlich kleiner waren. In sogenannten Pseudogruppen stellte man Verstorbene zu verschiedenen Zeiten seines Lebens dar. Die Königsstatuen des Alten Reiches zeichnen sich durch majestätische Erhabenheit, in der sich Idealisierung und Realität vereinen, aus. Statuen von Privatleuten haben dagegen eine Ausdruckskraft und Lebendigkeit, die alle Konventionen der ägyptischen Bildhauerei vernichten.

Im Mittleren reich gab es zwei Strömungen: aus Ateliers in Memphis verfolgte man die alte Tradition mit Tendenz zur fast langweiligen Stilisierung; von dort stammen z. B. die Statuen von Hor, Seostris I. und Amenemhet III. Werke thebanischer Künstler zeigen dagegen rohre und archaischere oder sehr realistische Züge auf. Zu dieser Zeit erschien auch die Statue des Würfelhockers.

 

 

Bedeutung der Kunst in Ägypten

 

Die Kunstwerke der Ägypter, die heute erhalten sind, stammen fast alle von Tempeln und Gräbern; Dekorationen in Wohnhäusern und Palästen sind verschwunden. Sie waren nur für die Götter oder die Toten gemacht und nicht für Kunstliebhaber. Nur Statuen vor Tempeln und Reliefs an den Außenmauern von Pylonen waren für die Öffentlichkeit. Statuen und Wandbilder hatten einen besonderen Zweck. Eine Statue oder Abbild diente als Körperersatz, falls die Mumien der Verstorbenen zerstört würden. Sie konnte durch Zauberkraft belebt werden, die jedem Toten selbstverständlich zur Verfügung stand.

Die Kunstwerke dienten als materielle Hilfen für das Jenseits, sie waren magische Gebrauchsgegenstände. Sie hatten keine porträtähnlichen Züge, sondern wurden idealisiert. Der Name war sehr wichtig, er wurde zur Identifizierung der Toten gebraucht, denn ohne Namen gab es keine Individualität und somit keine magische Belebung.

Da das gesamte Universum für die Ägypter magische Kräfte hatte, wurden diese auch bei Anfertigen der Kunstwerke eingesetzt. Die Handwerker sprachen bei der Arbeit Zauberformeln. Am fertigen Werk wurde das "Ritual der Mundöffnung" vollzogen, mit dem die Mumie bei dem Begräbnis auf magische Weise "belebt" wurde. Darum sind für die Ägypter die nach den Normen geschaffenen Werke und Bilder "lebendig", der Würfelhocker beispielweise konnte sich jederzeit erheben.

Relief Ramses´ II.

 

Quellen: Ägypten - Menschen, Götter, Pharaonen

                Lexikon des Alten Ägypten

 

   

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