Mumien 

 

Wie im Kapitel Jenseitsglaube  angesprochen, waren im Körper eines Menschen mindestens drei Seelen, "Ka", "Ba" und "Ach" genannt, zuhause. Sie mussten immer wieder in den Körper zurückkehren können, natürlich auch in den eines Toten. Sonst mussten sie sich verirren und erlöschen. Da dies jedoch das unwiderrufliche Ende der Existenz bedeutete, musste der Körper erhalten bleiben.

Das Zauberwort dafür heißt: Mumifizierung. Die alten Ägypter entwickelten eine Technik, die sie im Laufe der Jahrtausende immer mehr verbesserten. Bis heute gelten die Ägypter als die Großmeister der Balsamierungskunst.

Insgesamt dauerte die Mumifizierung 70 Tage. Jetzt möchte ich euch die Schritte genauer erläutern:

Zunächst wurde der Körper ausgeweidet. Dazu öffnete man die Flanke und entfernte alle Eingeweide bis hinauf zum Hals. Nur das Herz blieb an seiner Stelle, es galt als Sitz des Denkens und Fühlens und spielte die entscheidende Rolle beim Totengericht (siehe Jenseitsglaube). Danach durchbrach man das Nasendach und entfernte das Gehirn, das nur als eine Art "Füllmasse" des Kopfes betrachtet wurde, mit Hilfe gebogener, langer Instrumente. Die Organe Leber, Magen, Lunge und die Gedärme wurden gesondert mumifiziert und in vier Gefäße, die Kanopen, gelegt. Deren Deckel bildeten die Köpfe der vier Horussöhne, welche für die Bewachung eines bestimmten Organs zuständig waren. Dann wurden die leeren Körperhöhlen mit Wasser gründlich gereinigt. Für Ärmere gab es auch gekürzte Verfahren, bei dem man im einfachsten Fall die Eingeweide an Ort und Stelle ließ. Später legte man die Eingeweide nicht in Kanopen, sondern verpackt in die leere Leibeshöhle zurück. Manchmal waren die Balsamierer nachlässig und vergaßen Werkzeuge im Körper (einmal sogar eine Maus!), daher kennen wir ihre Werkzeuge: kupferne Haken, Löffel und Spaten; Töpfe zum Eingießen von warmen Salböl. Als nächster Schritt erfolgte die Trocknung des Körpers. Dazu füllte man den Körper in trockenes Natron und auch außen bedeckte man ihn völlig damit. Jedoch wußte man noch nicht, das Natron dem Körper das Wasser nicht vollständig entzieht . Daher zerfielen viele Mumien, vor allem die aus der Frühzeit, unter den Händen der Forscher zu Staub. Erst später wurde der Körper nach der Natronbehandlung noch über ein offenes Feuer gehängt, der ihm den letzten Rest Flüssigkeit nahm.

Als letzter Schritt erfolgte die Bandagierung. Hierbei führte ein Priester mit der Maske des Totengottes Anubis die Oberaufsicht. Unter Gebeten, Gesängen und Weihrauchopfern wurde der Körper möglichst naturgetreu wiederhergestellt. Dazu füllte man den Leichnam mit Sägemehl und unterfütterte manche Stellen mit feuchtem Ton um sie zu modellieren. Dann wurde die Öffnung mit einer dünnen Goldplatte verschlossen. Danach umwickelte man den Körper mit langen Leinenstreifen. Die Bandagen einer einzigen Mumie können einige Kilometer an Gesamtlänge betragen, wenn sie nacheinander geknüpft würden. An manchen Mumien kann sich noch heute die komplizierte Technik der Einwicklung erkennen. Zwischen jede Lage schoben die Priester heilbringende, zauberkräftige Amulette, beispielsweise den Skarabäus als Symbol für die Wiedergeburt im Jenseits. Dann erfolgte die sogenannte "Verpichung", d. h. die eingewickelte Mumie wurde mit verschiedenen Materialien bestrichen und versiegelt. Je nach Epoche und Verfügbarkeit verwendete man dazu Leim, Wachs, Gips, Lehm oder Harz. Danch wurde dem Toten eine Totanmaske mit dessen Gesichtszügen aufgesetzt, die bei Pharaonen aus purem Gold sein konnte, wie z. B. bei Tutanchamun. In der Späteren Zeit ersetzte man die Maske durch "Mumienportraits", die man auf Pappmachè gezeichnet hatte und auf den Kopf anheftete.

                            

Kanopen               Totenmaske Tutanchamuns

 

Quellen: Ägypten - Menschen, Götter, Pharaonen

             Bücherreihe WAS ist WAS: "Mumien"

 

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